YOGA!
Beat Lütolf

Die fünf kleśa-s

 

Philosophischer Hintergrund des Yoga

Grundlage des Yoga sind die Texte des Veda.
Die jüngeren dieser Texte (die Upanischaden) suchen Antworten zu Fragen wie "was ist das Selbst, die Essenz des Menschen" oder "was geschieht nach dem Tod?".

Eine wesentliche Erkenntnis ist die Existenz einer verborgenen Urkraft die allem zu Grunde liegt, dem Urgrund, dem Absoluten (brahman). Ein Abbild dieser Urkraft ist der Wesenskern, das Selbst des Menschen (ātman). In der Bṛhadrāṇyāka-Upanischad wird dieses Selbst als "das Unsterbliche, das Absolute dieser ganzen Welt" beschrieben. Der Wesenskern des Menschen ist Teil des Absoluten, wird ihm sogar gleichgesetzt.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass jede Handlung Folgen hat und dass diese Folgen wieder auf den Handelnden zurückfallen.
Dies führt dazu, dass wir uns immer mehr von unserem Selbst, unserem Wesenskern entfernen. Ziel des Yoga ist, Schicht für Schicht abzutragen und so wieder Kontakt zu unserem Wesenskern und so auch zum Absoluten aufzunehmen.

Yoga Sūtra des Patañjali

Das Yoga Sūtra definiert Yoga als das zur Ruhe kommen der Aktivitäten der Psyche.
Wie bei einem unruhig fliessenden Fluss der Boden nicht zu sehen ist, trüben die ständig kreisenden Gedanken, die Gefühle und unser Ich-Bewusstsein eine klare Sicht auf unseren Wesenskern. Erst wenn unsere Psyche ohne jegliche Strudel ruhig fliesst wird unser Wesenskern sichtbar, können wir Kontakt zu unserem Selbst aufnehmen.
Die Mittel dies zu erreichen sind beharrliches Üben (abhyāsa) und absolute Gelassenheit (vairāgya).

Abhyāsa bedeutet trotz aller Widerstände immer wieder an sich zu Arbeiten. Dabei besteht die Gefahr, dass man sich ins Üben verbeisst und so vom eigentlichen Ziel entfernt.

Mit Vairāgya ist Gelassenheit, Loslassen, Entleidenschaftlichung gemeint. Damit ist aber nicht gemeint, in eine völlige Passivität zu verfallen.

Es geht vielmehr darum, aktiv zu bleiben, weiter zu machen, dabei aber immer gelassen zu bleiben.
Beharrliches Üben in absoluter Gelassenheit.

Bezogen auf die Yogaübungen bedeutet das, aus der Komfortzone zu kommen, dabei aber immer auf die momentane Körpersituation zu achten und zuzulassen, was im Moment möglich ist.